Ihr Lieben,

nach einer unfreiwilligen Auszeit aufgrund eines grippalen Infekts möchte ich euch mit meinem heutigen Ausblick, der in erster Linie noch mal ein Rückblick sein wird, herzlich im Neuen Jahr willkommen heißen:-))))))))

Silvester fiel für uns beinahe komplett aus, wären da nicht liebe Nachbarsfreunde gewesen, die uns ein wunderbares Feiertagsmenü bestehend aus Rotebeetesuppe, Kracker, Lachsschnitten und kleinen Schokoladen-Glücksschweinen als Nachtisch vorbeigebracht hätten. Das war so herzallerliebst, auch wunderschön auf weißer Tischdecke angerichtet und mit Kerzenlicht & Tannengrün dekoriert, und DER Lichtblick an diesem Tag für mich – mir ging es ansonsten hundeelend mit Fieber, Kopf- & Gliederschmerzen und was sonst noch zur Grippe dazu gehört. Einzig unsere Jungs blieben verschont; sie waren zum Glück mehrere Tage bei Freunden untergebracht:-)) So eine liebe Geste kann dann jedenfalls mehrere Tage Bettruhe wieder wettmachen, echtes Trostpflaster sowie tolle Aufmunterung sein. Auch eine kleine Flasche Spitzwegrichsirup von der Oma stand noch mit dabei, der nicht nur Linderung brachte sondern sogar noch lecker schmeckte:-))

Ein wunderschöner Ausblick auf 2017 ist z.B. das Treffen mit meinen Filzmädels im April. Zu zwölft haben wir über zwei ein halb Jahre hinweg unsere Filzweiterbildung absolviert. Für mich war diese Weiterbildung einer meiner wichtigsten Projekte in den vergangenen Jahren. Da mich immer mal wieder jemand von euch dazu fragt, habe ich mir gedacht, euch eine kleine Zusammenfassung meiner praktischen Arbeiten zu zeigen. Einiges werdet ihr schon von vergangenen Beiträgen kennen, ein anderer Teil wird euch aber noch unbekannt sein. Die Aufgabenstellungen für unsere praktischen Arbeiten habe ich hauptsächlich als Objekte für meine Werkstatt und unseren Flur erfüllt. So konnte ich z.T. schon längst geWOLLte Vorhaben endlich in die Tat umsetzen. Dazu haben wir dann jeweils noch eine schriftliche Arbeit eingereicht mit Informationen zur Themenfindung, unseren Inspirationsquellen, Berechnungen und der Dokumentation unserer Filzarbeit.

Block 1

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Im Block 1 ging es um Rohwolle. Wir lernten viele verschiedene Wollsorten kennen und die Farbigkeit der Naturtöne lieben. Als Hausarbeit filzte ich 6 Sitzkissen für meine Puppenwerkstatt. Dabei ließ ich mich von unserem nächtlichen Begleiter inspirieren und arbeitete vereinfachte Symbole wie Intarsien in quadratische Grundflächen ein. Paarweise gestaltete ich die Fläche oder Ränder unterschiedlich und verwendete u.a. meine geliebten Locken. Meine Arbeit unter dem Thema „Gegensätze“ nannte ich „Luna von Phase 1 bis 5“.

Block 2

In unserem zweiten Seminar drehte sich alles um Farben und ums Färben – mal durch Kardieren, mal in der Mikrowelle oder im Kochtopf. Die intensive Auseinandersetzung mit der Farblehre bzw. den Farben allgemein hatte zur Folge, dass wir nach dem Seminar die Welt mit anderen Augen wahr nahmen: da gab es dann so was wie kornblumenblauviolett, senfockergrün oder altrosarosenholzbraun. Es machte Spaß, die unterschiedlichen Farben innerhalb eines Farbtons zu erkennen oder selber zu mischen. Und mit der Wirkung von Farben zu experimentieren. Manchmal stecken ja 10 Farben oder gar mehr in einem einzigen Farbton!

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Hausaufgabe Nummer 2 war für mich wie auf einem riesigen Spielzplatz spielen gehen und dabei die unterschiedlichsten Sachen ausprobieren zu können. Ähnlich wie bei der ersten Hausarbeit sollten entweder eine große oder eine Serie kleinerer Arbeiten entstehen. Diesmal galt es eine Jahreszeit unter dem Thema „Farbklang“ darzustellen. Ich entschied mich für ein Wandbild mit dem Titel „Mohnblüte“, welches ich aus vielen kleinen selbstgefärbten Vorfilzstückchen mosaikartig zusammen setzte. Es kamen dabei u.a. auch Wolletamine und Seide zum Einsatz. Leider kann man die Erhabenheit der einzenen Mosaikteile auf dem Foto kaum erkennen, aber dafür auf dem Original gut erfühlen – es ist ein richtiges Filzmosaik. Solchen wunderschönen ganz viel mit Mohn und Kornblumen durchsetzten goldenen Feldern bin ich im Schwabenlande öfters begegnet.

Neben der Dokumentation gab es für die zweite Hausarbeit noch die Zusatzaufgabe, ein großes Moodboard zu erstellen. Ich fertigte zum einen eine Collage mit Bildern aus unserem sommerlichen Garten an und eine zweite, auf der selbst gemachte Rohköstlichkeiten zu sehen sind:

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Block 3

Während wir im zweiten Block noch auf der Oberfläche und bei ihren Strukturen blieben, befassten wir uns im dritten mit Räumlichkeit. Es ging also um 3D-Objekte, die sowohl ein Innen- als auch ein Außenleben haben. So ähnlich hieß dann auch das Thema, nämlich „Innen-Außen“, zu dem ich meine Hausarbeit mit dem Titel „Es war einmal… Puppenaccessoires & Nähutensilien im Märchengewand“ einreichte. Die praktischen Nadelmappen wünschte ich mir schon lange für meine Kurse und sind ideale Helfer, um während der Nähzeit jeder Teilnehmerin alle benötigten Nadeln zur Verfügung stellen und gleichzeitig für Ordnung auf dem großen Arbeitstisch sorgen zu können. Dabei hatte ich mir dann selbst die Aufgabe gestellt, jeweils ein Grimmsches Märchen mit so wenig Farben und „Hinweisen“ wie nötig darzustellen.

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Ich bin ja mit Märchen aufgewachsen: meine Mutter las uns vor, mein Vater erzählte sie. Irgendwann waren mein Bruder und ich Meister im Märchen raten. Manchmal genügte ein einziges Wort und wir wussten, welches Märchen gemeint war. Mein Papa musste sich über die Zeit immer schwierigere Hinweise ausdenken, damit wir eine Weile was zu raten hatten. Diese Märchenerzähltradition haben wir als Eltern fortgesetzt. So waren bei den Kindergeburtstagen unsere Jungs immer die schnellsten im Märchen raten. Wir hatten dann die Regel eingeführt, dass Kinder mit 3 Schokoladentalern nur noch ganz im Stillen mitraten dürfen, damit die anderen Kinder auch mal eine Chance und einen “Goldtaler” bekommen:-))

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Block 4

Dieser Block brachte mich an meine Grenzen! Es ging um Kleidung, wobei die Beschäftigung mit Mode, Figurentypen, Mustern, Farben und den unterschiedlichen Materialien sehr spannend war. Beim Hüte filzen hatten wir noch jede Menge Spaß, aber die Jacke war dann eine echte Herausforderung für mich, die ich ohne meine Filzmädels nicht geschafft hätte. Wenn ich z.B. auf einer Fläche von 1,2 m x 1 m auslege, dann ist das für mich schon groß. So eine Jacke ist ausgelegt – selbst bei Kleidergröße 36 – noch viiiel größer und hat Vorder- UND Rückseite, die gefilzt werden wollen, und sie ist eingerollt und mit Wasser vollgesogen wirklich seeehr schwer. Fertig gefilzt ist sie hingegen ein absolutes „Federchen“ von grad mal 188 g:-)) Mein Respekt und meine Anerkennung für Klamottenfilzer sind, falls das überhaupt möglich war, noch gestiegen. Und was unsere Dozentinnen u.a. für Kleidung filzen können, dann auch noch paßgenau, ist wirklich beeindruckend.

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Natürlich hatte die Hausarbeit zu diesem Block etwas mit Kleidung zu tun und das schöne Thema „Eine/ meine zweite Haut“. Für die Umsetzung blieb mir – neben meiner Arbeit an den Ausstellungsobjekten und als Puppenmacherin – diesmal besonders wenig Zeit zur Verfügung, nicht mal 2 Wochen zum Filzen und Schreiben. Was würde für mich da überhaupt noch zu schaffen sein? Zum Glück schaute mich Bjarne so auffordernd und aufmunternd an… und ich wusste, was ich wollte: zur tagaktiven Nachteule mutiert, filzte ich Stück für Stück ein Prinzenoutfit für ihn. Selbst eine Krone ist am Schluß noch dazu gekommen. Dass ich dann wieder mal völlig erschöpft und mit akutem Schlafmangel zum nächsten Seminar fuhr, war nicht so schlimm, denn ich war ja glücklich, noch termingerecht „aus dem Lausejungen Bjarne einen Prinzen gemacht zu haben“ und dabei auch mein Wunschthema „Patchwork“ mit umsetzen zu können; ganz zu schweigen von der Freude auf meine Mädels und den nächsten Filzblock:-)))))))))

Block 5

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Unser 5. Filzseminar hatte das Thema „Raumgestaltung“. Wir lernten interessante Möglichkeiten kennen, Konzepte für die Gestaltung eines Raumes zu erarbeiten, u.a. auch via Moodboards, Collagen, Raum-Modelle und/oder Modelle der Filzobjekte. Welche Funktionen soll das Raumobjekt erfüllen und welche Eigenschaften muss es folglich haben? Durch welche Filztechnik und mit welchen Materialien kann ich diese Eigenschaften erreichen? Wie bei jedem Seminar und jeder Hausarbeit entstanden nach ausgiebigen Berechnungen zunächst erst einmal Proben. Manchmal eine Menge Proben. Wir alle haben sie im Laufe der Weiterbildung schätzen gelernt und wissen mittlerweile aus Erfahrung, dass sich der Aufwand dafür lohnt. Selbst Proben, die für das aktuelle Filzobjekt nicht in Frage kommen, können dann für andere Vorhaben wieder genau richtig sein.

Unser damals gerade frisch renovierter Flur brauchte noch ein paar Accessoires, um ihn heimeliger zu machen. Das schöne Mohnbild hing ja inzwischen schon dort und so lag es nah, als Hausarbeit für die noch nackte Glühbirne einen Lampenschirm sowie zwei Kissen für die beiden Holztruhen zu filzen. Letztere nutzen wir auch oft, um auf unserer Eingangstreppe zu frühstücken oder Kaffeeklatsch zu machen – es sind wärmende, weiche und gleichzeitig sehr stabile Sitzkissen geworden. Das Thema Mohn wollte ich dabei erneut aufgreifen, zumal unser altes Häuschen mohnrote Fenster hat und ich diese Blume einfach sehr gerne mag — Mohn blüht besonders in meinem Geburtstagsmonat Juni so schön. Der Lampenschirm sollte aus übereinander lappenden Blütenblättern bestehen, wobei es bis zum Anbringen offen war, ob die Blüten nach oben zeigen oder nach unten hängen würden. Des Lichtes wegen entschied ich mich für die zweite Variante, sonst wäre es zu dunkel geworden. Mein Beitragsbild zeigt unsere Mohnlampe, wie sie ein wunderbar warmes Licht zaubert.

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Für die Blüten fertigte ich hauchzarte Nunofilze an. So legte ich auf ein z.B. 40 cm x 50 cm großes Seidenstück gerade mal 3,8 g feine Merinowolle im Band in unterschiedlichen Tönen aus, von orange über rot, rosa, pink bis zu dunklem bordeaux. Das ergab charmant changierende Blätter, ganz wie beim richtigen Mohn. Am Ende musste ich sie „nur“ noch an mein selbst gebautes Drahtgestell annähen – insgesamt 5 m Blattumfang. Allein diese Arbeit mit winzigen von Hand genähten Matratzenstichen dauerte 10 Stunden! Kursteilnehmerinnen können bestätigen, dass sich die Handnähte an meinen Puppen im Zehntelmillimeterbereich bewegen, weshalb sie auch so extrem ordentlich aussehen:-))

Eine meiner Dozentinnen brachte mich auf die Idee, für die Sitzkissen als Motiv Ausschnitte aus dem Mohnbild zu nehmen. Diese habe ich stark vergößert auf die entsprechenden Maße der Truhen übertragen. Nach den Berechnungen fertigte ich zwei weitere Zeichnungen an; diesmal mit den Stück für Stück auf das Auslegemaß vergrößerten und farbig gestalteten Motiven, denn beim Filzen findet ja ein Schrumpfungsprozess statt. Wer uns besuchen kommt, kann gerne mal schauen, ob er die Ausschnitte auf dem Wandbild wieder findet. Auch die Sitzkissen habe ich wie ein Mosaik gearbeitet, nur dass die Puzzleteile diesmal sehr groß waren. Hier ein paar Einblicke in den Schaffensprozess:

Wolle färben durch Kardieren – Vorfilze anfertigen & entsprechend den vorbereiteten Schablonen ausschneiden – alle Teile mosaikartig auf schwarzem Untergrund zusammen setzen – filzen & walken, bis die gewünschte Kissengröße erreicht war

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So sehen die Sitzkissen fertig gefilzt aus:

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Morgen schreibe und zeige ich euch dann was zum Block 6:-))

Viel Freude beim Lesen und mit den Bildern wünscht euch

herzlich
eure Sanne