Ihr Lieben,

heute geht es mit dem sechsten Block weiter. Da meine Abschlußarbeit aus zwei Teilen besteht, möchte ich sie euch auch gern in zwei Beiträgen vorstellen – so habt ihr morgen auch noch mal was zu lesen:-))

Block 6

Zu unserem letzten Seminar sollten wir Ideen für unsere Abschlußarbeit und möglichst auch schon Skizzen, Moodboards und Proben mitbringen. Da es mir schwer fiel, mich schon so früh thematisch festzulegen und ohnehin keine Zeit dafür war, mehr als nur gedankliche Spielereien festzuhalten, stellte ich einfach meine ganzen Ideen vor: ein Mosaik, was mit Patchwork, vielleicht Taschen oder Accessoires? was Figürliches, eventuell auch eine Puppenkleiderkollektion, durchaus was in Bezug auf die Jahreszeiten oder weitere Nadelkissen? Eine unserer Dozentinnen meinte daraufhin „Sandy, du möchtest an EINER Ausstellung teilnehmen, nicht an vier oder fünf!“ Natürlich. Es tut gut, durch solch einen Hinweis wieder den Boden unter den Füßen zu spüren:-))

Wichtig war mir, dass ich mich – als Puppenmacherin – auf gar keinen Fall auf etwas Puppiges festsetzen (lassen) wollte. Ich dachte eher daran, mich selbst und alle Welt zu überraschen und was gaaanz anderes zu machen. Also zumindest für eine Weile. Nur so in Gedanken.

Während einige aus meiner Gruppe schon ganz genau wussten, was sie als Abschlußobjekt filzen wollten und gleich während der Seminarwoche damit loslegten, „muselte“ ich so vor mich hin. Eine kleine Auszeit hatte ich eh nötig und vertraute darauf, dass sich schon irgendwie was ergeben würde. „Zur Not“ könnte ich ja was schönes lesen oder spazieren gehen oder einfach den anderen beim Tun zuschauen. Wie ich dann so im Werkraum saß – um mich herum emsiges Treiben & immer mal wieder ein Gelächter dazwischen von fröhlich werkelnden Frauen – mit meiner geliebten Kap Merino in den Händen, entstand ganz „von selbst“ was Puppiges… was kleines zartes… mit Köpfchen, Händen und Füßen…

Ich konnte meinem inneren Wesen nicht „entkommen“, da wollte wieder was werden, woran mein Herz schon seit vielen Jahren hängt und was ich auch aus Stoff so gern gestalte – Puppen.

Sandy Block 6

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ob aus Stoff genäht oder aus Wolle gefilzt —  oft sprechen meine Puppen gleichermaßen Kinder und Erwachsene an. Während die Stoffgefährten in erster Linie zum Spielen gedacht sind, möchte ich mit den zarten Filzpuppen vor allem erwachsene Liebhaber berühren. Sie sind ausgelegt auf ein vorsichtiges Knuddeln und Anfühlen und weniger zum Spielen geeignet. Gerade weil sie bestimmte Anforderungen eines robusten Umgangs nicht erfüllen müssen, konnte ich bei der Gestaltung ganz sehr ins Detail gehen: von winzigen Fingerchen & Zehen, über Öhrchen bis hin zu ihren Anzügen aus vielen kleinen Quadraten. Bei der Kleidung war es für mich möglich, das Thema Patchwork noch mal aufzugreifen – manchmal lassen sich ja auch mehrere Ideen miteinander verknüpfen:-)) In den kommenden Wochen möchte ich mich weiterhin damit beschäftigen, sowohl filzender als auch nähender Weise…

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Weil sie so friedlich vor sich hin träumen, nannte ich meine ca. 25 cm großen Filzpuppen „Schlummerlinge“. Für ihre Overalls fertigte ich erst einmal verschiedene Vorfilze aus streichelzarter Merino im Band an, die ich nach dem Trocknen in hunderte kleine Quadrate schnitt. Diese Patches legte ich in verschiedenen Farbkombinationen auf Seide aus und filzte hauptsächlich via Wurftechnik, die bei mir am meisten zum Einsatz kommt. Auf Schlummerlings Wuschelkopf aus Wensleydalelocken sitzt noch eine kuschelige lange Zipfelmütze.

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Da ich selber ein großer Liebhaber von Stulpen bin und sie mich seit Kindheitstagen beinahe das ganze Jahr über begleiten, bekamen meine Schlummerlinge auch welche:-)) Wenn mehrere von diesen kleinen Wesen aufeinander treffen, haben sie die Angewohnheit, sich aneinander zu kuscheln und gemeinsam zu träumen…

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Seit mehreren Jahren nehme ich mit meinen gefilzten Puppen und Figuren an verschiedenen Ausstellungen teil. Das Gestalten von Filzpuppen ist für mich sehr reizvoll, weil ich ganz unterschiedliche Themen bearbeiten und mich gestalterisch auch mal weit weg von einer Puppe, die zum Spielen gedacht ist, fortbewegen kann. Es werden dann ganz andere Gesichtspunkte wichtig sowie Techniken erforderlich. Zudem kann ich dabei auch immer mal mit woll- und stofffernen Materialien experimentieren. Wohin mich solche Möglichkeiten dann führen, könnt ihr z.B. in meinem nächsten Beitrag sehen & lesen. Bis dahin,

herzlich,
eure Sanne