Ihr Lieben,

so sieht übrigens der erste Schlummerling aus, den ich während dem letzten Seminar gefilzt hatte:

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Er bekam geringelte Stulpen und noch schwarze Schuhe dazu und wohnt bei einer knuddelfreudigen Freundin:-))

Neben den gefilzten Puppen wollte ich noch an Figuren arbeiten und interessanter Weise habe ich mit einer einfachen Fragestellung zu meinem Thema gefunden: Was macht Filz für mich aus und welche Vorteile besitzt er gegenüber anderen Materialien? Meine Antworten darauf waren u.a.: Leichtigkeit – Formbarkeit – die Möglichkeit, nahtlos zu verbinden – die Möglichkeit, nähend zu verbinden – die Möglichkeit, Fremdmaterialien mit zu nutzen und ggf. einzufilzen – Weichheit

Vor allem die Eigenschaft Leichtigkeit und damit die Möglichkeit, real und optisch schwere Dinge aufgrund des geringen Gewichts von Wolle unbegrenzt und fantasievoll übereinander stapeln zu können, führte mich zum Thema „Zauberhafte Zirkuswelt“. Wer kennt nicht die pyramidenartig aufeinander gestellten Artisten und auf einem Esel, Pferd oder Elefanten balancierenden Akrobaten? Nachdem die Idee Zirkus geboren war, setzte ich mich sogleich an Skizzen. Diese wurden von Mal zu Mal mutiger und fantastischer. Standen anfangs noch der balancierende Elefant unten, der Akrobat in der Mitte und die kleine Maus ganz oben – also so, wie es durchaus auch in einem echten Zirkus zugehen könnte – wurden meine Skizzen zunehmend gewagter bin dahin, dass der Elefant oben plaziert war und die kleine Maus ganz unten. Während den Überlegungen hatte ich ständig ein Kinderlied im Kopf: „Ein Elefant, der wollte balancieren, balancieren auf einem Spinnennetz. Er fand das Spiel ganz amüsant, drum holte er noch `nen Elefant. Zwei Elefanten, die wollten balancieren, balancieren auf einem Spinnennetz… usw.“ Kennt ihr das?

Letzten Endes formten sich 3 Szenen (ohne Maus) in meinem Kopf, die zusammen eine Geschichte erzählen. Es ist die Geschichte vom kleinen Zauberclown:

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Szene 1 „Zauberakt“

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Da hat der kleine Clown sich aber ganz schön was vorgenommen… und es dann doch noch irgendwie geschafft, sich eine Zirkusgefährtin aus dem Hut zu zaubern.

 

Szene 2 „Balanceakt“

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Gemeinsam zeigen die beiden einen waghalsigen Balanceakt auf drei Bällen, wobei die Elefantine kunstvoll auf ihrem Rüssel balanciert, während der Zauberclown eine zarte Melodie auf seinem Bandoneon spielt. Eine hochgradig wackelige Angelegenheit, aber in der „Zauberhaften Zirkuswelt von Madame Joyeux“ ist eben alles möglich!

 

Szene 3 „Jonglageakt“

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Am Ende legt Elefantine noch einen Soloauftritt hin, bei dem sie – einmalig auf der Welt – ganz wundervoll mit Wasser jongliert.

 

Bestimmt ist euch aufgefallen, dass ich nur mit 3 Farben gearbeitet habe. Ich fand es reizvoll, mich farblich zugunsten eines klaren Ausdrucks einzuschränken. Und da ich Zirkus vor allem mit Frankreich verbinde, kam mir die Idee, die Farben der französischen Flagge zu verwenden: blau, weiß, rot.

Hier mal ein kleiner Einblick in die Filzarbeit. Der Aufbau der Szenen aus verschiedenen und unterschiedlich dicken Drähten war kompliziert und ich musste beim Gestalten immer wieder aufpassen, wann ich was wo noch an- oder mit einfilze, ggf. überstülpe oder ohne Draht aufbaue, damit es so wird, wie ich es mir vorgestellt hatte. Alles ist komplett nass gefilzt, wobei ich teilweise – nach dem Trocknen der Figuren und Accessoires – auch noch durch Nähen modelliert habe.

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Den Schriftzug „Le Monde Merveilleux de Madame Joyeux“ hatte ich in französischer Schreibschrift mit weißem Garn „geschrieben“ und dann gefilzt.

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Aus selbst angefertigten Vorfilzen setze ich die Verzierungen an den Bühnen und dem Vorhang zusammen und filzte meterlange Bänder, die ich dann wieder mühsam mit winzigen Matratzenstichen annähte.

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Die Figuren der „Zauberhaften Zirkuswelt“ sind ca. 25 cm groß, die Aufbauten gehen bis 50 cm hoch. Diese Abschlußarbeit war mein bisher längstes Filzprojekt an einem Stück und dauerte insgesamt zwei volle Monate. Im Mai nahm ich mit dem Balanceakt und dem Vorhang im Hintergrund beim Max-Oscar-Arnold Puppenwettbewerb in der Kategorie 12 teil, bei der die Preisträger aus dem Vorjahr ihre Objekte nach frei gewählten Themen einreichen können. Erfreulicher Weise gefiel meine Darstellung der Zirkusszene sowohl Publikum als auch der Jury, sodass ich – überglücklich – mit einem silbernen Puppenoscar wieder nach Hause fahren konnte:-)))))))))

Ein Preis wie auch generell die Teilnahme an Ausstellungen zusammen mit anderen Künstlern ist für mich Ansporn, meinen künstlerischen Weg weiter zu gehen, mich dabei immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen und meine Puppen und Figuren weiter zu entwickeln sowie mir neue Themen, Materialien und Techniken zu erarbeiten. So freue ich mich schon auf die kommenden Ausstellungen im Mai und bin selbst gespannt, wohin mich mein Weg führen wird und welche Ausstellungsobjekte dabei entstehen.

In Teil 4 meines Ausblicks möchte ich euch noch ein wunderschönes Geschwisterpärchen zeigen sowie zu den Adoptionsmöglichkeiten für dieses Jahr schreiben.

Bis dahin,
herzlich,
eure Sanne