Ihr Lieben,
in Zeiten verordneter „sozialer Distanz“ möchte ich mit Bildern meines Filzobjekts „2in1“ dennoch für menschliche Nähe plädieren – gerade jetzt, wo Gewohntes ins Wanken gerät, sich unser Leben, womöglich auch auf längere Sicht, stark ändern könnte. Bei all der erzeugten Hysterie sollten wir unseren gesunden Menschenverstand und vor allem unser Bauchgefühl nicht vergessen und uns auch außerhalb der Mainstream-Kanäle informieren.
Ich frage mich, worum es hier eigentlich bzw. auch noch geht…
Es lässt sich jetzt schon erahnen, dass für mögliche folgende Krisen Corona verantwortlich gemacht werden wird, dabei stecken wir seit Jahren schon längst mitten drin — sei es im Finanz- und Wirtschaftsbereich (und dort eben ganz besonders), Gesundheits- und Bildungswesen, auf unsere Umwelt, das Klima sowie unseren Umgang mit Pflanzen, Tieren und Menschen bezogen… sei es deutschland-, EU- oder weltweit. Immerhin, jede Krise birgt gleichzeitig die Chance, Irrwege zu verlassen und neue zu wagen — daraus ziehe ich einen Teil meiner Zuversicht.
Ich wünsche euch alles Liebe & Gute, Gesundheit & Optimismus. Und wie allzeit viel Freude mit den Bildern.
Herzlich
eure Sanne
Baumrinde und Moos in inniger Umarmung – wie zwei in eins
Mein Filzobjekt „2in1“ wurde im Mai letzten Jahres mit in der Ausstellung „Grenzen los“ im Museum der Deutschen Spielzeugindustrie in Neustadt gezeigt. Von „klassisch puppen- und figurenhaft“ bis „völlig entfremdet“ sowie „ohne Grenzen“ durften wir Künstler unsere Objekte gestalten. Wie immer lebt so eine Ausstellung natürlich von den unterschiedlichen Interpretationen, Materialien und Arbeitsweisen der Teilnehmer. Auch diesmal war es wieder äußerst spannend, berührend und interessant, die vielseitigen Umsetzungen zu sehen.
Bei der Gestaltung meines Figurenpaares habe ich eine Technik angewandt, die Filzer der japanischen Shibori-Färbetechnik entlehnt haben und die ursprünglich genutzt wurde und wird, um durch Faltungen, Abbinden und Abnähen Muster in Stoffen zu erzeugen, ähnlich wie beim Batiken. Beim Filzen wird diese Technik u.a. auch zum Färben genutzt, aber vor allem, um dreidimensionale elastische Strukturen zu erzeugen.
Hier ein kleiner Einblick in den Entstehungsprozess:
Nach meinen Überlegungen zum Motiv, mehreren Proben und dem Erstellen einer Schablone habe ich eine Fläche von ca. 60 x 60 cm doppelseitig mit unterschiedlichen Lagen Wolle ausgelegt.
Mit Wasser und Seife habe ich dann einen „Vorfilz“ angefertigt, der ausreichend „fest“ sein musste, um starke Raffungen auszuhalten und gleichzeitig „weich“ genug, um noch weitere Verformungen annehmen zu können.
Nach dem Trocknen kam der nächste Schritt: Das Abnähen – mal gleichmäßig, mal versetzt – und das anschließende Zusammenziehen der vielen Nähte ergibt Faltelungen, die dann nochmals überfilzt werden. Das Nähen war dabei sehr zeitaufwendig und zog sich über mehrere Tage hin…
Erstaunlich, wie schmal das Filzstück nach dem Abbinden ist. Die Kunst beim erneuten Filzen besteht nun darin, genau den richtigen Zeitpunkt abzupassen, also so lange und intensiv zu filzen, damit die elastischen Strukturen entstehen können und gleichzeitig rechtzeitig aufzuhören, um ein völliges „Verfilzen“ der Faltelungen zu vermeiden bzw. diese nur so weit zu erlauben, wie es vom Effekt her gewünscht ist.
Um zu verhindern, dass sich der innere Teil miteinander verfilzt, habe ich den Hohlkörper mit Papprollen und Styroporkugeln ausgefüllt:
Nach dem geduldigen Warten, bis das Filzstück komplett trocken ist, kommt für mich der spannendste Moment beim Shiborifilzen: Das Ziehen der Fäden sowie vorsichtige „Öffnen“ der Strukturen ergibt jedes Mal wieder einen „Wow-Effekt“, und „Fadensalat“:-))
Durch Abnähen habe ich die beiden Figuren plastisch noch etwas mehr herausgearbeitet: Am Ende ist mein Objekt 50 x 20 x 18 cm groß.
In einem meiner nächsten Beiträge erfahrt ihr dann etwas über mein zweites Objekt für „Grenzen los“…
Bis bald:-))